Transnationales Feministisches Manifest

Den folgenden Kommentar haben wir von der Website „Solidarisch gegen Corona“ (https://solidarischgegencorona.wordpress.com/2020/05/05/transnationales-feministisches-manifest/) übernommen, weil wir darin die Position des Frauen*Streik Jenas sehr gut vertreten finden:  

„Wir werden nicht zur Normalität zurückkehren, denn die Normalität war das Problem“

In einem „transnationalen feministischen Manifest“ machen Initiativen aus einem guten Dutzend Länder nicht nur deutlich, wie die Corona-Pandemie und die Maßnahmen zu ihrer Eindämmung Frauen ganz besonders treffen. Sie betonen auch, dass deren Kämpfe, die in den vergangenen Jahren in vielen Ländern erheblichen Aufschwung erfahren haben, unter den nun erschwerten Bedingungen fortgeführt werden – von Kämpfen gegen männliche Gewalt, die im Lockdown gerade drastisch zunimmt, über Streiks in Fabriken und Logistik bis hin zu Widerstand gegen die rücksichtslose Ausbeutung natürlicher Ressourcen. Auf diesen feministischen Blick auf die derzeitige Lage wollen wir aufmerksam machen.

Der Hintergrund des Manifests ist das erwähnte Wiedererstarken von feministischen Kämpfen in den letzten Jahren, besonders in europäischen Ländern wie Spanien oder Italien und lateinamerikanischen Ländern. Der Ausgangspunkt, der die Frauen aus verschiedenen Ländern in einen gemeinsamen Kampf treten lässt, ist die erfahrene Gewalt durch die patriarchale Organisation der Gesellschaft. Unter der Losung „Ni una menos“ („Nicht eine (Frau) weniger“) sind unter anderem in Argentinien und Mexiko regelrechte Massenbewegungen entstanden, die gegen die um sich greifenden Morde an Frauen (Femizide) aufbegehren. (Auch in Deutschland gibt es seit 2017 Gruppen, die das Problem unter dem Slogan #keinemehrangehen.) Aber auch in Polen hat der Vormarsch der katholischen Rechten Millionen von Frauen auf die Straße getrieben, und auch dort halten zurzeit trotz der Pandemie Proteste gegen den Versuch der Regierung an, eines der reaktionärsten Abtreibungsgesetze in Europa noch weiter zu verschärfen.

Bemerkenswert sind nicht nur diese Bewegungen an sich, sondern auch ihr grenzüberschreitender Charakter. Vor allem rund um die Frauenstreiks am 8. März ist so von Südamerika bis in die kurdischen Gebiete hinein eine neue feministische Internationale entstanden. Das aktuelle Manifest schließt direkt daran an. Sein Internationalismus hat allerdings auch blinde Flecken: Wer die Lage in den besetzten palästinensischen Gebieten kurzerhand auf die Formel einer „imperialistischen Invasion“ bringt, über die Hamas und andere Gestalten der arabischen Reaktion aber kein Wort verliert, schreibt ein antiimperialistisches Schwarz-Weiß-Denken fort, mit dem sich die Linke historisch immer wieder blamiert hat und das gerade in diesem Fall die Sache der Frauenbefreiung sicher nicht fördert.

TRANSNATIONALES-FEMINISTISCHES-MANIFEST