Forderungen

Der Feministische Streik in Jena versteht sich als Teil einer historisch gewachsenen, weltweiten feministischen (Streik) Bewegung und bezieht aber die Forderungen im gleichen Moment auf bestehende Handlungsnotwendigkeiten vor Ort.

1) Für das Recht auf einen selbstbestimmten Umgang mit unseren Körpern!

  • Wir fordern den sofortigen Stopp der Gewalt gegen Frauen, Trans- und Inter-Personen! Gewalt fängt nicht erst bei Schlägen an, sondern bei verbaler Verletzung und Bevormundung jeglicher Art. Seit über 40 Jahren gibt es Frauenhäuser zum Schutz und Ermächtigung von Frauen und Kindern – und wir brauchen sie immer noch. Menschen werden aufgrund ihres Geschlechts ermordet. All das hier in Jena, in Europa, auf der ganzen Welt!
  • Wir fordern, das Recht auf Selbstbestimmung im Umgang mit Schwangerschaften und Geburt. Wir fordern das Recht auf Abtreibung und die Abschaffung der Paragraphen 218 und 219a. Ob wir Kinder bekommen wollen, wie wir mit Schwangerschaften umgehen, wie wir unsere Rolle als Elternteil definieren und leben, wollen wir selbst – und ohne Bevormundung – entscheiden.

2) Für eine solidarische und selbstbestimmte Sorgearbeit, die Bedürfnisse der Menschen statt Profitmaximierung ins Zentrum stellt!

  • Wir fordern die gerechte Verteilung Sorgearbeit auf alle! Derzeit verbringen Frauen durchschnittlich 31 Stunden pro Woche mehr Zeit damit, Wäsche zu waschen, Kinder zu wickeln, zu kochen, zu putzen, daran zu denken, die Kinder von der Schule zu holen und die Oma zum Arzt zu bringen. Wir fordern, dass Sorgearbeiten nicht rassistisch, geschlechtlich oder klassenbezogen verteilt werden.
  • Wir fordern die Anerkennung von Haus- und Sorgearbeit als gleichwertige Arbeit! Wir fordern dementsprechende Lösungen für Sozialversicherungen (Krankenkasse, Rentenkasse, Pflegekasse…) sowie Anerkennung dieser Arbeit durch die Jobcenter.
  • Wir fordern die finanzielle Anerkennung professionalisierter Sorgearbeiten! In Krankenhäusern, Kitas, sozialen Einrichtungen und unzähligen weiteren Orten pflegen, reinigen, kochen Menschen für uns und andere. 87% aller in Pflegediensten Beschäftigten sind Frauen*. 97% der Thüringer Tageseltern sind Frauen. 80% der Haushaltskräfte werden zudem geringfügig bezahlten und sind in keinen legalen Beschäftigungs-verhältnissen tätig, die ihnen Rechts- und Planungssicherheit geben würden.
  • Wir fordern die finanzielle Absicherung von Kindern! Die Kosten für die Sorge und das Aufwachsen von Kindern muss durch die Gesellschaft komplett getragen werden. Wir fordern den Ausbau der Kinderbetreuung: kostenlos, zeitlich unbegrenzt und für alle.

Jena konkret: Wir fordern die Stärkung des Sozialer Wohnungsbaus und ausreichend bezahlbaren Wohnraum! Gerade Menschen mit Kindern sind dazu gezwungen mehr zu arbeiten, um sich eine Wohnung in Jena leisten zu können. (Frauen*Forum des 8.März 2019)

3) Für nachhaltiges und selbstbestimmtes Arbeiten und eine Bezahlung, die ein gutes Leben ermöglicht!

  • Wir fordern faire Löhne für alle! Noch immer verdienen Frauen durchschnittlich 21% weniger als Männer. Auch bei gleicher Tätigkeit. Im Alter erhalten Frauen durchschnittlich 53% weniger Rente. Wir fordern nicht nur gleiche Bezahlung, sondern gleiche (berufliche) Zugangs-, Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten für alle Menschen.
  • Wir fordern mehr Selbstbestimmung über Lohnarbeitszeiten (wann und wie lange) bei gerechter Entlohnung.
  • Wir fordern ausreichend Personal! Wir fordern zudem Gesundheitsprogramme und sozialversichungspflichtigen Schutz für die Beschäftigten von den Arbeitgebenden.

Wir erwarten von den Gewerkschaften, Betriebs- und Personalräten, dass sie dies zum integralen Bestandteil ihrer tariflichen Kämpfe zu machen.

  • Wir fordern in diesem Zuge auch den Ausbau der Mitbestimmungsrechte von Betriebs- und Personalräten.
  • Wir fordern grundgrundsätzlich nachhaltiges Wirtschaften. Keine Ausbeutung von Mensch und Natur für den Geldbeutel der Chefs!

Jena konkret: Wir fordern ein Universitätsklinikum Jena, welches für die Menschen in der Region und darüber hinaus wieder ein erstklassiger Gesundheitsdienstleister wird, welcher mit optimaler Pflege und optimalen Arbeitsbedingungen aufwartet und sein eigenes Leitbild als Handlungsanweisung sieht. (Pflegekräfte des UKJ)

Neustadt a.d. Orla konkret: Wir fordern nicht nur mehr Lohn zum Leben, sondern Anerkennung und Wertschätzung für unsere Arbeit. (Beschäftigte der Wäscherei Elis)

Jena konkret: Wir fordern die Stadt Jena auf als Arbeitgeberin und Verantwortliche für die Vergabe öffentlicher Aufträge, sicherzustellen, dass Frauen gleichen Lohn für gleiche Arbeit erhalten! (IG Metall)

4) Für eine aktive Gleichstellungspolitik & nachhaltiges Empowerment für Frauen & LGBTIQ*-Personen jeglicher Herkunft!

  • Wir fordern die aktive Förderung der Gleichstellung aller Geschlechter gemäß Artikel 3 des Grundgesetzes. Dort heißt es: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.“ Dieser Artikel ist um die Vielfalt der Geschlechter zu erweitern.

Jena konkret: Wir fordern, dass der Gleichstellungstopf finanziell erheblich aufgestockt wird, um die Gleichstellung aller Geschlechter in Jena aktiv und nachhaltig zu fördern: Wir fordern die langfristige und sichere Finanzierung des Frauenzentrums TOWANDA Jena e. V. von  2 vollen Stellen Fachpersonal sowie Räumlichkeiten in angemessener Zahl und Größe.

Thüringen Konkret: Wir fordern mehr Mitbestimmungsrechte für Gleichstellungsbeauftrage in öffentlichen Verwaltungen in einer Änderung des Thüringer Gleichstellungsgesetzes. (DGB)